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Im Gegensatz zu den Tasteninstrumenten, deren Stimmung ein fester Kompromiss für alle gebrauchten Tonarten sein muss, können wir Streicher unsere Intonation den jeweiligen Tonarten anpassen. Dabei gelten folgende Tendenzen:


  • In der Durtonleiter werden Terz und Septime eher hoch gegriffen, die Halbtonschritte zu Quarte und Grundton sind also besonders eng. Sekunde und Sexte werden von ihren oberen Nachbarn etwas beeinflusst, sie sind also auch etwas höher, aber längst nicht so viel, wie Terz und Septime.

  • In der Molltonleiter wird die Terz eher tief gegriffen, sie liegt also besonders eng über der Sekunde. Die kleine Septime hat ebenso eine Tendenz nach unten, die große Septime in harmonisch Moll dagegen nach oben. Die kleine Sexte wird eher tief gegriffen, aber ihre Tendenz ist nicht so stark, wie bei Terz und Septime.

  • Alle Töne mit Kreuzvorzeichen werden eher hoch gegriffen, man sucht sie eng unter dem oberen Nachbarn. Bei den Tönen mit B - Vorzeichen ist es genau umgekehrt.

  • Melodien werden ausdrucksvoller, wenn Sie alle großen Sekunden etwas weiter und alle kleinen Sekunden etwas enger greifen. In Maßen gilt das für entsprechend für große und kleine Terzen, große und kleine Septimen und (weniger) Sexten.


Von diesen Regeln gibt es Ausnahmen: Bei akkordischem Spiel wird man sich oft für die konsonanteste Form des Intervalls entscheiden, besonders wenn in dem Akkord konsonante und dissonante Intervalle gemischt sind (siehe unter „
Intonation der Akkorde"). Besonders interessant wird es, wenn eine leere Saite beteiligt ist, nach der sich alle anderen Töne richten müssen.
In chromatischen Tonleitern müssen die Halbtonschritte wirklich einen halben Tonschritt umfassen, sonst erreichen sie ihr Ziel nicht.
Beim Zusammenspiel mit einem Tasteninstrument gibt es viel Stoff zu Diskussionen mit dem Kollegen. Passen Sie sich an, der arme Tastenspieler kann höchstens mal eine Terz oder so weglassen... .

Nun noch eine Bemerkung zum Stimmen: Die Quinten der leeren Saiten von Geige, Bratsche und Cello stimmt man eine Winzigkeit enger. Im Zusammenklang sind sie gerade etwas angeraut. So können Sie das Maß dafür prüfen: Spielen Sie die leere A -  Saite und das Oktavflageolett der G - Saite. Diese große Sekunde sollte nicht größer als normal sein. Geiger können so auch noch mit E- und D - Saite, Bratscher und Cellisten mit D -  und C--
Saite prüfen.
Die Quarten der leeren Saiten des Kontrabasses werden ein klein wenig gespreizt. Prüfen Sie die große Sekunde zwischen der leeren G  - Saite und dem Oktavflageolett der A- Saite, diese Sekunde darf nicht weiter als normal sein. Verfahren Sie ebenso mit D - und E- Saite.