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Das übt man so: Spielen Sie einen Ton mit Vibrato, zum Beispiel mit dem ersten Finger. Dabei soll die Hand gut supiniert sein, und die Finger ziemlich dicht an den Saiten. Nun bereiten Sie den Aufsatz des nächsten Fingers vor, in dem Sie diesen Finger
extrem dicht über die Saite stellen, er darf die Saite auch berühren. Die ganze Zeit weiter vibrieren! Jetzt nutzen sie ein Zurückfedern (also Schwingung nach oben) um die Saite mit relativ steifem Finger herunterzudrücken. Der Trick ist also, dass das letzte Stückchen Fingeraufsatz, das Herunterdrücken der Saite, nicht aktiv mit dem Finger selbst, sondern mit der ganzen Hand durch die Vibratobewegung gemacht wird. Später kann es natürlich vorkommen, dass Sie in dem Moment, wo Sie den Finger aufsetzen wollen, gerade nicht in der "Zurückfederphase" sind, dann ist es mehr ein allgemeines Senken der Hand nach unten (Richtung Fußboden), wie im Kapitel "Fingeraufsatz" beschrieben. (Lesen Sie dazu die Geschichte von dem Club) Das geht dann später von selbst, wenn Sie erst einmal das Gefühl haben, die Finger beim Aufsatz nicht aktiv zu bewegen. 

Das Handgelenkvibrato geht insofern genau umgekehrt, als dass der Impuls nach oben, also Richtung Steg geht. Danach wie gehabt entspannen. Beim Handgelenkvibrato bleibt jedoch der Ellenbogen passiv, die Bewegung kommt aus dem Handgelenk.
Klanglich ist das Handgelenkvibrato etwas runder und weicher, das Instrument wird weniger "geschüttelt". Ich verwende es manchmal auf der Bratsche. Zum Üben kann man mit der rechten Hand den linken Unterarm festhalten.

Um beide Vibratoarten zu mischen stelle ich mir vor, dass die Bewegung von einem Gewicht ausgeht, dass an meinem Unterarm befestigt ist. Dieses Gewicht kann man - wie bei einer alten Waage - auf einer Schiene längs des Unterarms herauf - und herunterschieben, vom Handgelenk bis zum Ellenbogen. Je weiter ich das Gewicht in meiner Vorstellung heraufschiebe (also
Richtung Handgelenk) desto größer wird der Anteil am Handgelenkvibrato, je weiter ich es herunterschiebe, desto größer wird der Anteil am Armvibrato.
Ich denke dann nicht mehr an die Impulse zur Schnecke oder Richtung Steg, das würde mich zu sehr verwirren, da sie ja bei beiden Vibratoarten in verschiedene Richtungen gehen.
Dieses gemischte Vibrato finde ich schon sehr speziell, ich gebrauche es auch fast nie. Eine mögliche Anwendung wäre etwa, wenn man seinen Klang an einen Kammermusikpartner anpassen will.

Bei den tiefen Streichern ist das Vibrato einheitlicher. Es ist ein durch den fest aufgesetzten Finger gebremster Lagenwechsel nach oben, der dann nach unten zurückschwingt. Die Bewegung ähnelt dem Schuhputzen, oder dem Raspeln von Gurkenscheiben für einen Salat. Auf dem Cello oder Bass können Sie das üben, wenn Sie die linke Hand zu einer Faust schließen und über die Saiten reiben, als wollten Sie diese polieren. Dann dasselbe mit den mittleren beiden Fingern, lassen Sie den Daumen seitlich abgestreckt. Schließlich bringen Sie den Daumen an seine Stelle gegenüber den mittleren Fingern unter den Hals und drücken ihn und die Finger an. Wenn Sie die "Scheuerbewegung" nun wieder probieren, sollte sie sich in eine leichte Drehbewegung umgeleitet haben, weil die Finger ja nun an der Saite festsitzen.
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