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Im Blues ist das aber anders. Hier wird immer die kleine Septime verwendet, auch bei den Akkorden auf der Tonika und auf der Subdominante.
Die Akkorde eines Blues in C wären also:

  1. Call: vier Takte lang Tonika: C,E,G,B (B ist die kleine Septime!)
  1. Call: zwei Takte lang Subdominante: F,A,C,Es, ("Es" ist die kleine Septime) dann zwei Takte lang wieder Tonika.
Response: zwei Takte lang Dominante:G,H,D,F (hier ist F die kleine Septime) und dann zwei Takte lang Tonika.
Das Schema des Blues spiegelt sich auch im Liedtext wieder. Zum Beispiel:

  1. call:  "I can tell the wind is rising, the leaves are trembling on the tree"
  1. call: "I can tell the wind is rising, the leaves are trembling on the tree"
Der zweite Call wiederholt also den gleichen Text, es ist meist auch die gleiche Melodie, aber etwas intensiver gesungen und durch Verwendung der Subdominante ausdrucksvoller harmonisiert. Im Text geht es um den Herbst, Wind kommt auf und bringt die Bäume an den Blättern zum Zittern. Das Nahen des kalten Herbstes ist also das Problem. Der Call im Blues beschreibt immer ein (oft trauriges) Problem.
Der Response bringt die Lösung:
Response: "All I need is my little sweet woman to keep my company"

Blue Notes: Die Blues -Sänger hatten sich angewöhnt, bestimmte Töne der Durtonleiter etwas zu tief zu singen. Das sind die Terz, also in C- Dur das E, dann die Quinte, also in C-Dur das G und die Septime, die sauber, aber einen Halbton tiefer als kleine Septime verwendet wird, also in C-Dur das B (statt H). So erklärt sich auch, warum im Blues alle Akkorde die kleine Septime verwenden, im Gegensatz zum "normalen" Jazz. Manche Instrumente können das "unsaubere" Intonieren der Terz und Quinte nachmachen, andere spielen einfach die kleine Terz oder die verminderte Quinte, oder auch zwei Töne gleichzeitig , zum Beispiel auf dem Klavier in C: Es und E, als "Terzmischung" und Ges und G als "Quintenmischung."
Aus dem traditionellen Bluesschema haben sich im Laufe der Jahre unzählige Ableitungen gebildet