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Tarzan und die Kunst der Improvisation

Die beste Methode das Improvisieren zu erlernen funktioniert mit Vorhalten, also den Nachbarn der Melodietöne. Nehmen wir zum Beispiel "J'ai du bon tabac" in D-Dur:
J'ai du bon ta-bac dans ma ta-ba-tiè-re, etc. ...
D E Fis D E, E Fis G G Fis Fis ......
Die fettgedruckten Silben (Noten) entsprechen den wichtigen Tönen. Der erste Schritt zur Improvisation wäre nun, jedem wichtigen Ton einen Vorhalt hinzuzufügen, also den oberen Nachbarton: An Stelle des ersten D spielt man zwei Achtelnoten, E und D. An Stelle des fettgedruckten
E (im Text die Silbe "-bac") spielt man Fis, E. Und so weiter...
Die zweite Runde wäre mit dem unteren Nachbarton, dann ein Durchgang mit beiden Vorhalten, also: oberer Nachbar, unterer Nachbar, Originalton.
Ein weiterer Schritt wäre, die wichtigen Töne mit Tonleitern zu verbinden, sollten sie dafür zu dicht beieinanderliegen, kann man sie durch Oktavierung aufspreizen.
Wichtig ist, dass bei all dem das Zeitmaß nicht verloren geht, also die wichtigen Töne innerhalb des Schlages erscheinen, den sie auch in der Originalfassung belegen.
Nun sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt, um sich wie Tarzan an seiner Liane von einem wichtigen Ton zum nächsten zu schwingen: Neben normalen Tonleitern können es auch Terztonleitern, Dreiklangsbrechungen oder irgendwelche anderen Muster sein. Wer dafür mehr Platz und Freiheit benötigt, lässt einfach wichtige Töne aus, steuert zum Beispiel nur jeden zweiten wichtigen Ton an.
Bei all dem verwendet man die diatonischen Töne der Tonleiter, in dem der Titel steht, also bei "J'ai du bon tabac" einfach die Töne von D-Dur.
Allerdings ist das in den Jazz- Standards meist etwas komplizierter, dort wechselt die Tonart in der Regel öfters.

Siehe dazu: im Kapitel Jazz- Harmonie: Modulation