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  • Armebene: Die normale Armebene liegt in der gleichen Höhe wie die Bogenebene. Wenn ich den rechten Arm im Verhältnis zum Bogen nach unten verkante, also mit tiefem Arm spiele, habe ich eher das Gefühl, dass mein Arm an der Bogenstange hängt. Das ergibt insgesamt einen dunkleren, entspannteren Klang, eher mit der Vokalfarbe "O". Diese Art zu spielen ist zum Beispiel bei Bratschern sehr beliebt. Wenn ich im Gegenteil den Arm nach oben verkante, habe ich eher das Gefühl, dass ich meinen Arm auf der Bogenstange aufstütze. Dann erhalte ich einen helleren, nasaleren, gespannteren Klang, eher mit der Vokalfarbe "E".

  • Timbre. Ich gehe davon aus, dass - außer bei Kontrabassisten mit deutscher Bogenhaltung - der Daumen der rechten Hand genau zwischen  Ring- und Mittelfinger liegt. Wenn ich nun mit diesem Dreieck aus Daumen, Ring- und Mittelfinger die Bogenstange zusammendrücke, erhalte ich etwas, was die Franzosen "timbre" nennen. Ich kann es nicht gut als Klangfarbe beschreiben, es ist eher eine erhöhte Intensität, ein packender Klang, der mehr das Interesse des Publikums weckt. Dieses Timbre lässt sich auch sehr gut verwenden, um innerhalb einer Phrase einzelne Töne mit einem schnellen Druck des Daumens herauszuheben, ohne dass diese Töne direkt lauter werden. Kontrabassisten mit deutschem Bogen können einen ähnlichen Effekt mit Druck des kleinen Fingers erreichen. Das Timbre kann auch ein gutes Hilfsmittel sein, wenn der Bogen im Piano die Saite nicht mehr gut packen will.


  • Kompakter und transparenter Klang: Der kompakte Klang entsteht bei  zusammengezogener Bogenhand, also mit flachen Grundgelenken der Finger, die Stange wird dicht am Handteller gehalten. Der transparente Klang entsteht, wenn im Gegenteil die Grundgelenke gebeugt, die Finger eher gestreckt sind, und die Stange weiter weg vom Handteller gehalten wird. 

  • Flacher und steiler Fingeraufsatz, leichter und starker Fingerdruck: Ich möchte vorausschicken, dass die Unterschiede des Fingeraufsatzes nicht das Griffsystem mit flachen und steilen Fingern berühren, das an anderer Stelle besprochen wird. Sondern: Wenn ich die linke Hand etwas tiefer stelle, (nicht in Richtung Schnecke, sondern für Geiger und Bratscher in Richtung Fußboden und für die tiefen Streicher entsprechend schräg nach hinten, als wenn jemand am Ellenbogen zieht) so werden die Finger insgesamt etwas flacher aufgesetzt. Sie sind dort etwas weicher, der Klang wird charakteristischer, weil die Finger die Saite schneller abdämpfen und deswegen die Einschwingungsvorgänge des Tones mehr hervortreten. Außerdem wird der Klang wärmer, etwas weicher, dunkler. Das Vibrato beinhaltet nun größere Änderungen der Lautstärke und Klangfarbe (die Fingerbeeren kippen bei jeder Vibratoschwingung von ihrer weichen Mitte auf ihre härtere Seite), es wirkt dadurch "menschlicher", natürlicher, wie eine Oberfläche aus weichem Stoff. Bei steilem Fingeraufsatz ist das Gegenteil der Fall. Die Saite kann länger nachklingen (lässt sich im Pizzicato leicht ausprobieren) , der Ton ist demzufolge weniger charakteristisch, er klingt härter, heller, kühler.Das Vibrato ist gleichmäßiger in Klangfarbe und Lautstärke, wirkt dadurch glatter, wie eine glänzend lackierte Oberfläche, "maschineller", vielleicht auch künstlicher.
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