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Interpretation





Die musikalische Interpretation ist natürlich eine sehr persönliche Angelegenheit. Sie muss dem Musiker selbst gefallen, sonst kann sie das Publikum schwerlich überzeugen. Sie muss dem Publikum ein Erlebnis bescheren dafür sind die Leute ja gekommen.
Ich möchte dennoch einige allgemeine Prinzipien anführen, die dazu dienen sollen, den Notentext deutlicher, plastischer hervortreten zu lassen, Denn darum geht es: Was auf der Bühne geschieht, darf kein Alltag sein, es muss verdeutlicht, in gewissem Maße übertrieben werden, damit die darin enthaltene Emotion das Publikum auch wirklich berühren und bewegen kann.
Genauso wenig, wie es reicht, wenn ein Theaterschauspieler seinen Text ganz normal spricht, wie etwa zu Hause am Frühstückstisch, oder auf der Bühne nicht besonders beleuchtet, angezogen und geschminkt ist, genauso wenig reicht es, wenn ein Musiker nur die Töne abspielt.
Deswegen hier einige Anhaltspunkte, die für
alle Musik gelten, unabhängig vom Stil und historischem Kontext:

  • "Die Verkleinerung der Werte"  Man kann sich das so vorstellen: Jede Note enthält etwa das gleiche Maß an Ausdruck. Allerdings haben kürzere Noten weniger Zeit zur Verfügung, ihr Ausdruck ist also sozusagen komprimiert. Das hat eine praktische Bedeutung, wenn kurze und längere Notenwerte benachbart sind. Die kürzeren müssen etwas hervortreten, etwas wichtiger, konzentrierter gespielt werden, als die längeren. Deutlich ist das zum Beispiel bei punktierten Rhythmen, wo eher die kleine Note betont wird, als die punktierte Note. Ein anderes Beispiel sind die Anfänge und Enden von Läufen. Sie sollten eher etwas ausgespielt werden, etwas deutlicher, damit sie gegenüber ihren längeren Nachbarn (vor und nach dem Lauf) hervortreten.

  • "Die Anstrengung des Intervalls" Auf dem Streichinstrument können wir oft große Sprünge ziemlich mühelos spielen. Dann wirken sie aber nicht. Statt dessen sollte man sich für herausgehobene Sprünge etwas Zeit lassen, so wie ein Sänger etwas Zeit braucht, um seinen Kehlkopf umzustellen.

-  "Eine Phrase ist ein Relief" Musik lässt sich in Phrasen einteilen (wie das geht, siehe unter "Phrasierung"). Jede Phrase kann man sich wie einen Berg, oder ein Tal vorstellen, mit Höhe- und Tiefpunkten. Dadurch erhält die Musik ihre Richtung, denn man ist immer unterwegs, wie auf einer Straße durch eine hügelige Landschaft, auf dem Weg zum nächsten Höhe- oder Tiefpunkt.